WIESO
WESHALB
WARUM
Ich bin Kim.
Vor dreizehn Jahren ist mein Bruder plötzlich gestorben. In einem einzigen Moment verwandelte dieser Verlust alles in meinem Leben. Damals war ich 31 Jahre alt und im 6. Monat schwanger. Ich erlebte eine unsagbar tiefe Dunkelheit und vor allem Sprachlosigkeit in der ich viele Jahre gefangen war. Nach außen kam ich relativ schnell wieder zurecht, aber in mir drin war es dunkel, grau, einsam und trist. Der Tod hatte mir sein Gesicht gezeigt, ich hatte es überlebt, aber mich wahnsinnig erschrocken. Dieser Schrecken blieb einige Jahre. Es fiel mir schwer mich mitzuteilen. Ich fand keine Sprache, hatte Angst, dass Worte meine Trauer schmälern, den Schmerz in mir kleiner und unwichtiger machen würden als er es in Wirklichkeit war.
In den letzten Jahren treffe ich immer wieder auf Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Es ist mein Herzenswunsch, dass Trauernde Raum bekommen und ihre Geschichten erzählen können und dass Freunde, Partner und Gefährten ein größeres Bild von Trauer bekommen können um so vielleicht bessere Wegbegleiter sein zu können.
Mein Name ist Natalie.
Ich arbeite als Fotografin und Designerin. Mein Anliegen ist es „Schönes für schwere Zeiten“ zu kreieren. Ich komme aus Südafrika, einem Land der ganz großen Umbrüche. Bei meinen Entwürfen denke ich an Menschen, die finanziell mit „Fast-Nichts“ Sinnvolles und Schönes hergestellt werden kann. „Fast-nichts-mehr“: Dies ist auch der Zustand nach einem bedeutenden Trauerfall. Was kann sich daraus entwickeln?
Trauer lauert in der Dunkelheit. Trauer sucht einen Platz im Alltag. Trauer hat viele Gesichter. Trauer bahnt sich Wege. Trauer ist wandelbar. Trauer ist wie ein Hund, treu!
Trauer ist Liebe in neuer Gestalt…
Seit einigen Jahren nun rumort der Gedanke in uns beiden, wie wir ein Bild von Trauer und dem, was Trauer umfasst, zeichnen können und wie wir Menschen ein bisschen Sprache für das schenken können, was sie oder Menschen um sie herum erleben.
Und das ist dabei herausgekommen:
Einer geht, einer bleibt, ein Foto-Blog und ein Podcast. Wir portraitieren Menschen mit ihre Erlebnissen. Wir wollen hörbar und sichtbar machen, was der Tod einer nahestehenden Person mit der hinterbliebenen Person macht und wie verschieden das aussehen kann. Wir geben Trauer ein Gesicht und Geschichte.